Von einem authentischen Kleingärtner erwartet man, sich rundum mit der Natur zu arrangieren, aber dem ist leider kaum mehr so: Die Kleingartenanlagen entwickeln sich zu Bungalow-Siedlungen mit Übernachtungs-Möglichkeiten und entsprechenden Bequemlichkeiten. In den bis an die Zulässigkeitsgrenzen ausgebauten Lauben findet man mit Stolz präsentierte Wohn- und Schlafzimmer mit Satelliten- und TV-Anschluss, Küchen mit Kühlschränken und Kochgelegenheiten, und WC’s mit Dusche, eventuell sogar Waschmaschine. Derartige (zumeist gepachtete) “Immobilien” vermietet man gerne auch mal an gewisse Gäste, und da stört dann auch ein althergebrachtes Kleingarten-Feeling …
Man will nur noch trockenen Weges zur Laube gelangen und abends unter einer überbauten Veranda den Grill betreiben. Der Anblick einer Kompost-Box stört dann “natürlich”, und das Umsetzen von kompostiertem Schnittgut ist sowieso nur mühsam. Hingegen erscheint es weniger mühsam, das Schnittgut immer wieder zusammenzukehren und mit dem Auto in großen Säcken zum Recyclinghof zu bringen. Welch eine Ressourcenverschwendung ! Aber diese Art von “Kleingärtnern” sind schon “von einer anderen Welt” und nicht wirklich mehr authentisch naturverbunden …
Wir haben beispielsweise einen älteren Gartennachbarn, der sich in die naturnahe Bewirtschaftung unseres Kleingartens ständig einmischt, uns zuweilen zu bevormunden versucht und immer wieder die andere Nachbarschaft gegen uns aufhetzt. Auf seinen mit Bandmaß ausgerichteten Beeten wachsen die Pflanzen “nach Ansage”, Gänseblümchen werden grundsätzlich ausgestochen, der Rasen so kurz unterhalb der Erdoberfläche gemäht, dass er schnell verbrannt ist. In trockenen Jahren verdorrte ein großer Teil seiner geplanten Ernte, wohingegen bei uns wegen der Mischkulturen und des Mulchens alles feuchter und erhalten blieb …
Bei uns wird das (zumeist sogar essbare) “Unkraut” noch seltener gejätet und der Rasen wird auch seltener gemäht. Wir möchten jetzt einmal zeigen, wie effektiv und natürlich wir mit unserem Grünschnitt umgehen:
Im Frühjahr werden die im Herbst zuvor geschnittenen und über den Winter für Kleingetier (z.B. Igel) angehäuften Zweige und Äste gehäckselt und dann auf dem Hauptweg ausgebreitet. Hier geht es sich dann wie auf einem Waldweg, nämlich weich und überwiegend trocken (siehe auch hier). Während dessen diese Maßnahme nur einmal im Jahr vorkommt, so sind die Beet-Pflege (Jäten) und das Mähen mehrmals im Jahr notwendig – und dabei fällt schon eine Menge Grünschnitt an. Vor Jahren, als wir den Kleingarten übernommen hatten, fühlten wir uns mit diesen Arbeit schnell überfordert und die Komposter waren auch schnell überfüllt. Mit der Zeit jedoch wird man einfallsreicher und nutzt auch Erfahrungen anderer Kleingärtner (in diesem Falle nicht aus unserer Anlage) nach. Und was war nun die Lösung … ?
Wir lassen erst einmal sämtlichen Grünschnitt vom Mähen und Jäten auf den umliegenden Rasenflächen oder vor den Kompostern liegen und gehen dann mit dem Rasenmäher darüber. Das entstandene Häcksel-Gut darf dort dann noch ein paar Tage zum Abtrocknen ruhen und wird später zum Mulchen genutzt oder auf die Komposter geworfen, wo es aufgrund seiner Kleinteiligkeit platzsparend und schnell verrottet. Alles, was in unserem Garten entstand, bleibt also auch im Garten – diese Methode ist wirklich nachhaltig und wegen der vermiedenen Transporte zum Recyclinghof auch umweltschonend:
Diese Form der Bewirtschaftung erinnert uns gleich wieder an die Arbeit der Bergbauern, denen wir in unseren Bayern-Urlauben bei der Wiesen-Mahd oftmals zugeschaut haben …